Herzog Stephan II. von Bayern (1319-1375, reg. ab 1347) und seine Söhne erlauben der Stadt Wasserburg, an Michaeli einen dreitägigen Markt abzuhalten und sichern den Kaufleuten in dieser Zeit Zollfreiheit zu.

Stadtarchiv Wasserburg am Inn

Beschreibung

Bis zum frühen 16. Jahrhundert wurde der Stadt Wasserburg eine Vielzahl einzelner herzoglicher Privilegien verliehen, welche zu einer wirtschaftlichen Blüte führten. Die Verfügungsmacht über Zölle, die zunächst unter der Herrschaft der Wasserburger Grafen eingezogen wurden, gingen im 13. Jahrhundert auf die Wittelsbacher über. Im Schutz ihrer Herrscher entwickelte sich die besonders wehrfähige Stadt zum Handels- und Verwaltungsmittelpunkt. Neben einer allgemeinen Bestätigung der Stadtrechte nach dem Stadtbrand 1339 wurde Wasserburg im Jahr 1374 weiterhin die Erlaubnis eines dreitägigen freien Jahrmarktes als Einzelrecht verliehen. Die Innstadt erhielt damit, wie viele andere landsässige Städte, auch nach dem Ende der Herrschaft Kaiser Ludwigs IV. des Bayern (reg. 1314-1347, Kaiser seit 1328) immer wieder Privilegien (auf eigenen Wunsch) ausgestellt. Grundsätzlich bedeutet dieser Vorgang, dass die Bürger damit in "die ständisch-privilegiale Welt mit unterschiedlichen Berechtigungen und Rechtsstellungen eingeordnet" wurden (Isenmann): Nachdem die Aussteller die "willigen und getreuen Dienste" der Stadt erkannt hätten, würde man ihr nun die besondere Gnade erweisen, dass sie fortan jedes Jahr "an St. Michels abent und darnach drey tag einen freyen Jarmargt" abhalten dürfe.

Der Urkunde sind vier Siegel angehängt. Neben dem des kurze Zeit nach Ausfertigung der Urkunde verstorbenen Herzogs Stephan II. von Bayern (1319-1375, reg. ab 1347) befinden sich die Siegel der später konkurrierenden Söhne.

Literatur

Grollmann, Felix: Stadtrecht, publiziert am 25.05.2021 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg

Isenmann, Eberhard: Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150–1550. Stadtgestalt, Recht, Verfassung, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft, Köln 2012.